Tag 1: Ankunft, Transfer und Einführung

Tag 1: Ankunft, Transfer und Einführung

Lukas Gander

Die Exkursion begann mittags am Flughafen Barcelona. Dort stießen die studentischen Exkursionsteilnehmer nach einem zweieinhalbstündigen Flug von Berlin-Schönefeld im Terminal 2 des Flughafens auf den Exkursionsleiter, Prof. Heubeck. Nach Abholung und Beladung der Fahrzeuge führte uns die Fahrt auf der Autobahn A2 aus dem Großraum Barcelona durch das Ebro-Becken in Richtung NW. Nach einem kurzen touristischen Stopp am Rande des Nationalparks Montserrat, 30 km nordwestlich von Barcelona, folgten wir der A2 in Richtung Lleida. Von Lleida aus führte uns die Fahrt auf der A22 etwa 50 km in Richtung Norden nach Barbastro. Nach Nutzung kleinerer Landstraßen (N-240, N-123) folgten wir der A-138 etwa 56 km nach Norden zu unserem Ziel, der Kleinstadt Ainsa in der Provinz Huesca, die wir nach ca. drei Stunden Fahrt gegen 16 Uhr erreichten.

Noch am gleichen Nachmittag führte uns ein Orientierungsausflug etwa 15 km nördlich von Ainsa über das Dorf Puértolas in Richtung Bestué. Auf einer kleinen Wiese mit Panoramaaussicht nach Osten nahe der Straßenabzweigung nach Bestué gab uns unser Führer für die folgenden drei Tage, Dr. Pau Arbués von der Universität Barcelona, anhand zahlreicher Karten und Querschnittsprofile einen ersten Überblick über die regionale Geologie und die Tektonik der zentralen Pyrenäen und ihres südlichen Vorlandes.

Die Pyrenäen stellen ein WNW-ESE streichendes Gebirge zwischen Spanien und Frankreich dar. Das Orogen ist das Resultat der Kollision der iberischen und der europäischen Platte, beginnend in der frühen Kreidezeit und bis ins Miozän andauernd (López-Mir et al. 2014). Unsere Exkursion legte ihren geographischen Fokus auf den zentralen Teil der südlichen Pyrenäen. Diese Region wird hauptsächlich aus tektonischen Paketen von stark gefalteten und südwärts überschobenen, mesozoischen und tertiären Sedimentgesteinen aufgebaut (Farrell et al. 1987), die eine Mächtigkeit von bis zu 9000 m erreichen (Martinez-Peña 2003). Die mesozoische Abfolge besteht überwiegend aus marinen Karbonate, Kalkareniten und Plattform-Kalksteinen. Stratigraphisch liegende Mergel und Gipse des Keupers stellen Reste der weitgehend erodierten triassischen Gesteine dar. Die stratigraphisch hangenden tertiären Sedimentgesteine sind vorwiegend durch turbiditische und deltaische Ablagerungen des Eozäns und Paläozäns repräsentiert (Abb. 1.1.1).   

 

Abb. 1.1.1: Stratigraphie, wesentliche Lithologien und tektonische Ereignisse in den südlichen Zentralpyrenäen. Nach López-Mir et al. (2012).

Picture: López-Mir et al. (2012)

Tektonischer Überblick

Die südlichen Zentralpyrenäen werden aus mehreren, nach Süden einfallenden Überschiebungsdecken aufgebaut (Martinez-Peña 2003). Das Basement wird hauptsächlich durch die Gavarnie-Überschiebungsdecke repräsentiert, während ihre Deckeinheiten aus den Sierras Exteriores und der South Pyrenean Central Unit (SPCU) gebildet werden (Martinez-Peña 2003). Die letztere Einheit beinhaltet wiederum drei wesentliche Decken, die die südlichen Zentralpyrenäen dominieren: Die Bóixols-Cotiella Decke, die Montsec-Peña Montañesa Decke sowie die Decke der Sierra Marginales. Im Norden werden die südlichen Zentralpyrenäen von der Axial-Zone und im Süden durch das Ebro-Becken begrenzt (Abb. 1.1.2).

Abb. 1.1.2: Strukturgeologisches Profil durch die südlichen Zentralpyrenäen mit den wichtigsten Überschiebungsdecken. Nach López-Mir et al. (2014).

Picture: López-Mir et al. (2014)

Stop 1.1: Kreuzung nach Bestué

An der Straßenabzweigung  der HF-0104AA nach Bestué nördlich Puertolas, ca. 15 km nördlich von Ainsa, führte uns Pau Arbués in die Geologie einzelner Überschiebungsdecken des SPCU ein; unsere Aufgabe war es dabei, die im Gebirgspanorama prächtig aufgeschlossene Stratigraphie und Tektonik zu erkennen und zu verinnerlichen (Abb. 1.1.3).

Der Bóixols-Cotiella Überschiebungskomplex ist eine kretazische tektonische Struktur, die eine durch Inversionsprozesse geformte, ca. 100 x 20 km breite Bergkette darstellt (López-Mir et al. 2012). In ihr sind bis 6000 m mächtige mesozoische "post-rift" Kalke und Kalkarenite über reliktischen Salzen der späten Trias aufgeschlossen (Martinez-Peña 2003, López-Mir et al. 2014). Dieser Komplex bildet die größte und (mit Höhen bis zu 3000 m) höchste Struktur der SPCU und das Zentrum unseres Exkursionsgebietes.

Die Montsec-Peña Montañesa-Decke stellt ein nach NE abtauchendes System dar, das aus gefalteten paläozänen Karbonaten und eozänen Siliziklastika besteht (López-Mir et al. 2014, Martinez-Peña 2003). Sie liegt strukturell unter den (stratigraphisch älteren) Karbonaten der Bóixols-Cotiella Überschiebungsdecke. Das Liegende dieser Decke bildet die Peña-Solana Einheit, die aus paläozänen und eozänen Gesteinen besteht (Martinez-Peña 2003).

Abb. 1.1.3: Blick von Bestué nach Osten. Strukturgeologische Gliederung der Berge der Bóixols-Cotiella und Montsec-Peña Montañesa Überschiebungsdecken. Foto und Bearbeitung

Picture: P. Fugmann

Literatur, Tag 1

Farrell S.G., Williams G.D., Atkinson C.D. (1987): Constraints on the age of movement of the Montsech and Cotiella Thrusts, south central Pyrenees, Spain. J. Geol. Soc. London, 144, 907-914.

Lopez‑Mir B., Muñoz J.A.,Garcia‑Senz J. (2014): Extensional salt tectonics in the partially inverted Cotiella post‑rift basin (south‑central Pyrenees): structure and evolution. Int. J. Earth Sci. (Geol. Rundsch.) 104, 419-434.

Lopez‑Mir B., Muñoz J.A.,Garcia‑Senz J. (2012): Tectono-Sedimentary Evolution of the Cotiella Salt Basins (South-Central Pyrenees of Spain). Search and Discovery Article #30238 (2012). Adapted from oral presentation at AAPG Annual Convention and Exhibition, Long Beach, California, USA, April 22-25, 2012.

Martinez-Pena M. B., Casas-Sainz A.M. (2003): Cretaceous-Tertiary tectonic inversion of the Cotiella Basin (southern Pyrenees, Spain). Int. J. Earth Sci. (Geol. Rundsch.) 92, 99-113.

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