Tag 3: Mediano-Antiklinale und Sobrarbe-Delta

Stop 3.1: Panorama am Castillo de Samitier

Paul Fugmann

Das Dorf Samitier liegt ca. 13 km südlich von Ainsa am Mediano-Reservoir, auf der westlichen Flanke der schwach nach Nord tauchenden Mediano-Antiklinale (Abb. 3.1.1). Von dort führt ein unbefestigter Fahrweg über ca. 2 km steil zum Gipfel des Rallera del Castillo hinauf, auf dem sich eine kleine mittelalterliche Wehranlage, die Ermita de San Emeterio y San Celedonio, befindet.

Abb. 3.1.1: Lage des Ermita de Samitier auf der westliche Flanke der Mediano-Antiklinale

Picture: Arbués and Corregidor, 1995; Hoffman et al., 2009

Der Gipfel bietet ein weites Panorama über die tektonischen und stratigraphischen Untereinheiten des Ainsa-Beckens, einschließlich des Sobrarbe-Deltas im Westen, die Turbidite nah Ainsa und von der Stratigraphie der Mediano-Antiklinale zu Füßen bis zum Pyrenäenhauptkamm (Abb. 3.1.2). 

Abb.3.1.2: Panorama mit Blickrichtung Norden über das Ainsa-Becken von der Ermita de San Emeterio y San Celedonio bei Samitier.

Image: C. Heubeck

Die Geologie der Gipfelregion zeigt einen Teil des synsedimentären Wachstums der Mediano-Antiklinale (Abb. 3.1.3). Schwach (~10°) geneigte flachmarine Plattformkarbonate des mittleren Eozäns (Lutetian, Grustàn Fm.) liegen dort winkeldiskordant über steilgestellten (49°-62°) Karbonate und Mergel der Oberkreide, des Paläozäns und des unteres Eozän (Ypresian,  Alveolina Fm.).Namensgebend für die dünn- bis dickbankigen Karbonate der Alveolina Fm. sind benthische Foraminiferen (Alveolina), die neben Nummuliten in den Kalkbänken z.T. gesteinsbildend auftreten. Die dickbankigen-massigen Plattformkarbonate der hangenden Grustàn Fm. sind reicher an Siliziklastica und enthalten neben benthischen Foraminiferen auch Mollusken und Fragmente von Echinodermen. Diese flachmarinen Plattformsedimente gehen nach Norden und Westen in karbonatische Hangbrekzien mit Klastengrößen bis in den m-Bereich, Kalkareniten und schließlich in die offen-marinen Mergel und Mudstones der Yeba Fm. über. 

Abb. 3.1.3: Stratigraphische Beziehungen entlang der Ostflanke des Peña Magdalena.

Image: C. Heubeck

Abb. 3.1.4: Vereinfachte Darstellung zur Entwicklung der Mediano-Antiklinale und synsedimentärer Formationen.

Image: P. Fugmann

Die Entwicklung der Karbonatplattform ist eng mit dem Wachstum der Mediano-Antiklinale im frühen Eozän verbunden (Abb. 3.1.4). Karbonatsedimentation, kombiniert mit der gleichzeitigen Hebung der Antiklinale, führte zu einer Verkippung der Schichtfolge und zu lokaler Verkarstung. Teile der Plattform wurden deshalb im Küstenbereich durch Wellen und in marinen Schuttströmen und Turbiditen aufgearbeitet (Dreyer et al., 1999; Hoffmann, 2009; Arbués et al., 2011).

Stop 3.3: Das Straßenprofil von Mondot

Entlang der Ortsverbindungsstraße Olson-Mondot ist entlang der nördlichen Straßenböschung die Sorbrabe Formation auf dem westlichen Schenkel der Buil-Synklinale aufgeschlossen. Diese ist in prodelta, delta slope, delta front, delta mouth bar-Fazies ausgebildet; die hangende fluviatile Fazies bildet die Escanilla Formation.

Dies ist eine klassische geologische Lokation, weil sie in exemplarischer Weise die lithologischen und Faziesbeziehungen eines progradierenden Deltas zeigt. Shell teufte hier im Jahr 2014, in Kooperation mit Schlumberger, der Universidad de Barcelona und der FU Berlin, eine "behind-the-outcrop", vollständig gekernte Forschungsbohrung ab, die hervorragendes Kernmaterial lieferte. Eine MSc-Arbeit der FU Berlin (Becker, 2014) beschrieb die Kerne und ihre Fazies. Wir liefen das ca. 300 m lange, durchgehend aufgeschlossene Straßenprofil vom Liegenden (westwärts; topographisch höher) zum Hangenden ab.

Abb. 3.3.1: Panorama der Mondot-Formation auf dem westlichen Schenkel der Buil-Synklinale. Tief eingeschnittene Schluchten ermöglichen exzellente dreidiensionale aufschlüsse des progradierenden Sobrarbe-Deltas in den turbiditischen Ablagerungsraum.

Image: C. Heubeck

Abb. 3.3.2: Detail entlang des Straßenaufschlusses Orson-Castellazo; Wechsellagerung von gut gebankten sandigen und siltig-tonigen Turbiditen, deren Mächtigkeit im Dezimeterbereich liegt. Die feinkörnigeren Bänke sind aufgrund ihres Organikanteils dunkelgrau, sandige Bänke sind beige.

Image: C. Heubeck

Abb. 3.3.2: Zum Hangenden nimmt Proportion, Korngröße und Mächtigkeit der Sandsteine auf Kosten der Silt- und Tonsteine zu. Die Sandsteinbänke scheinen fossilarm, sind schräggeschichtet und bioturbiert und führen Geröll an ihren Basen. Die Korngröße nimmt auf Mittel- bis Grobsande zu.

Image: C. Heubeck

Abb. 3.3.3: Einzelne Bänke zeigen Soft-Sediment-Deformation durch Entwässerungsstrukturen, Hinweise auf episodische hohe Sedimentationsraten.

Image: C. Heubeck

Abb. 3.3.4: Die Delta-mouth bar wird aus Reservoirgesteinen guter Qualität aufgebaut: Tonarme, mittel- bis grobkörnige, kreuzgeschichtete und dickbankige, mäßig erosive Sandsteinbänke.

Image: C. Heubeck

Stop 3.4: Progradation des Sobrarbe-Deltas bei Castellazo

Paul Fugmann

Etwa 11 km sw Ainsa liegt auf einer Anhöhe das Dorf Castellazo, welches über eine geteerte, wenn auch enge Landstraße erreichbar ist. Vom nördlichen Dorfausgang bietet sich dem Betrachter ein Panoramablick nach Osten über die Barranco de Castellazo auf den nicht ganz 2 km entfernten gegenüberliegenden Berghang, in welchem über mehrere km Streichlänge die Progradation des Sobrarbe-Delta-Komplexes, den wir im vorherigen Stop im Straßenprofil durchlaufen hatten, aufgezeichnet ist (Abb. 3.4.1).

 

Abb. 3.4.1: Progradation des Sobrarbe Deltas (gelb) über flach- (blau) und tiefmarine Sedimente auf dem westlichen Schenkel der Buil Synklinale (Arbués and Corregidor, 1995, Hoffman et al., 2009). Castellazo liegt knapp jenseits des linken Bildrandes.

Picture: Arbués and Corregidor, 1995, Hoffman et al., 2009

Abb. 3.4.2: Übersicht der progradierenden Sobrarbe und Escanilla Formationen nach NW (Ainsa Becken) in fünf Zyklen (Z1 – Z5).

Image: C. Heubeck

Abb. 3.4.3: Vereinfachter Profilschnitt der vier diskordant getrennten Sedimentabfolgen des Ainsa-Beckens entlang des Streichens. Die rote Ellipse markiert die Position von Stop 3.4 zu Ende des vierten Beckenzyklus (verändert nach Pickering und Corregidor, 2005).

Image: Pickering und Corregidor, 2005

Die stratigraphisch höchste Einheit im NW besteht aus fluviatilen redbeds und umfass die rötlich oxidierten Ton-, Silt- und Sandsteine der Escanilla Fm., die die zunehmende Verfüllung des Beckens markieren (Arbués et al., 2011; Moss-Russell, 2009).

Literatur, Tag 3

Arbués, P., Butillé, M., Marzo, M., 2011. Exploring the relationships between deepwater and shallow-marine deposits in the Aínsa piggy back basin fill ( Eocene , South-Pyrenean Foreland Basin ). Geo-Guias 8.

Dreyer, T., Corregidor, J., Arbues, P., Puigdefabregas, C., 1999. Architecture of the tectonically influenced Sobrarbe deltaic complex in the Ainsa Basin, northern Spain. Sediment. Geol. 127, 127-169. doi:10.1016/S0037-0738(99)00056-1

Hoffmann, M.R., 2009. Tectono.Stratigraphic Analyses Of A Deepwater Growth Basin, Ainsa Basin, Northern Spain. doi:10.1017/CBO9781107415324.004

Moss-Russell, A.C., 2009. The stratigraphic architecture of a prograding shelf-margin delta in outcrop, the Sobrabre Formation, Ainsa Basin, Spain 204.

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