Barberton Greenstone Belt

Basement

Barberton Greenstone Belt
Image: C. Heubeck

Abb. 3.1.1: Prof. Heubeck gibt den Exkursionsteilnehmern ihre erste Vor-Ort-Einführung der regionalen Geologie, hier auf demTonalit des Stolzburg Plutons (~3440 Ma).

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Die Basis des Barberton Greenstone Belts

Christoph Heubeck

Badplaas liegt im kristallinen Grundgebirge des Kapvaal-Kratons, umgeben von einer Gruppe von Tonalit-Plutonen (Plagioklas + Hornblende +- Biotit) ähnlichen Intrusionsalters, ca. 3445 Ma alt. Einige dieser Plutone beinhalten Zirkon-Xenocrysten, die bis zu ca. 150 Ma älter sind und die ehemalige Existenz noch älterer granitoider Schmelzen in der Region anzeigen. Die Tonalite intrudieren und deformieren die basalen Einheiten des Barberton Greenstone Belts.

Abb. 3.1.2: Aufschlussdetail in einem Septum zwischen dem Stolzburg und dem Theespruit Pluton nahe Tjakastad. Vertikal gestrecktes Konglomerat aus felsischen Metavulkaniten (ca. 3520 Ma Ablagerungsalter), 300 Ma später zu einem S-Tektonit deformiert.

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Am ersten vollen Tag der Exkursion beschäftigten wir uns mit den ältesten Gesteinen des Kapvaal Kratons an der Basis der Onverwacht-Gruppe des Barberton Greenstone Belts. Diese sind als Septen von amphibolitgradigen Gesteinen zwischen den ca. 100 Ma jüngeren Plutonen erhalten.

Eine schichtparallele Störung, die Komati Fault, trennt die untere von der oberen Onverwachtgruppe. Diener et al (2006) vermuten in ihr eine Abschiebung, die vor ca. 3200 Ma aktiv war und bis zu 18 km vertikalen Versatz enthält. An ihr wurde das Basement des BGB relativ zum Hangenden herausgehoben.

Abb. 3.1.3: Pillowbasalte der Komati Formation (ca. 3470 Ma) in einem Aufschluss des Hoggenoeg Baches nahe Tjakastad.

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Die basale Einheit der Onverwacht Gruppe im Hangenden der Komati-Verwerfung, die Komati Formation, besteht überwiegend aus ultramafischen Vulkaniten, sogenannten Komatiiten, bis zu 3 km Mächtigkeit. Komatiite enthalten >18% MgO, bestehen i.w. aus Olivin und Pyroxen und stellen Vulkanite dar, die aus peridotitischen Mantelquellen gespeist wurden. Der archaische Mantel wird als ca. 150-250 K wärmer als der heutige Mantel angenommen; der Grad der partiellen Aufschmelzung lag bei ca. 20-40%, im Gegensatz zu den heutigen 3-6%.

Abb. 3.1.4: Spinifex-Texturen in einem Komatiit der oberen Komati Formation nahe der Straße nach Hooggenoeg.

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Komatiite sind die heißesten bekannten Laven. Sie hatten Eruptionstemperaturen von bis zu 1650°C und eine wasserähnliche Viskosität. Im Gegensatz zu Basalten bildeten sie keine Schildvulkane, sondern Plateaus. Charakteristisch in vielen Komatiiten sind Bündel von Abschreckungskristallen, die von der Lavenoberfläche in den Lavafluss hineinwuchsen und regelmäßig Dezimeter Länge erreichen. Diese werden wegen ihrer Ähnlichkeit zu einem australischen Dornbusch  Spinifex-Texturen genannt. Langandauernde hydrothermale Alteration hat die meisten Komatiite zu Chlorit + Karbonat + Quartz +- Serpentin metasomatisiert.

Abb. 3.1.5: Mehrfach intrudierte und durch Magmenaufstieg duktil deformierte Tonalite des Stolzburg Plutons im Steinbruch Kangwane Crushers nahe Elukwatini. Ältere Phasen sind gneisisch, jüngere zeigen plutonische Strukturen. Alle Kontakte sind duktil. Amphibolitische Xenolithe bis zu Zimmergröße repräsentieren ehemalige Bestandteile von hangenden mafischen Vulkaniten des BGB.

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Die Tonalite unter der Basis des BGB wurden mehrfach reaktiviert und teilaufgeschmolzen; am bedeutendsten scheint ein Ereignis um ca. 3230 Ma zu sein, das mit der Rejuvenation und dem vertikalen Aufstieg der Plutone, möglicherweise in einem extensionalen Regime, verbunden war. Gleichzeitig wurden an der Erdoberfläche Sedimente und Vulkanite der Fig Tree und Moodies Gruppe abgelagert, mit welchen sich die Exkursion in den folgenden Tagen beschäftigte.

Abb. 3.2.1: Die ca. 15 km mächtige Abfolge gliedert sich wie links dargestellt.

Picture: C. Heubeck

Stratigraphie des Barberton Greenstone Belts

Christoph Heubeck

Wegen seiner großen erdgeschichtlichen Bedeutung ist die Stratigraphie des BGB gut erforscht; die starke Deformation und fehlende Biostratigraphie kompliziert allerdings die Kartierungen.

Tektonostratigraphische Skizze des BGB und Umgebung

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Die vulkanischen und sedimentären Gesteine des BGB werden randlich und von unten (basal) von mehreren Generationen von Plutonen intrudiert; die meisten der intrusiven Kontakte sind duktil (große Abschiebungen?) überprägt. Die Altersbeziehungen (in Ma) sind im folgenden Diagramm schematisch dargestellt.

Inhalt

Tektonostratigraphische Skizze des BGB und Umgebung

Picture: C. Heubeck

Kontakte und Strukturgeologie

Christoph Heubeck

Die Kontakte der (Meta-)Vulkanite und (Meta-)Sedimentgesteine zu den umgebenden Plutoniten sind komplex. Wir besuchten Straßenaufschlüsse in der nähe von Badplaas und entlang der R40 außerhalb von Barberton.

Der Kontakt zwischen BGB und dem Kaap Valley Tonalit (KVT) ist entlang der R40 vollständig aufgeschlossen und dort auch durch einen Stop des Geotrails erläutert (Abb. 3.3.1).

Abb. 3.3.1: Geotrail-Stop an der in die Berge führenden Straße R40 ca. 2 km außerhalb von Barberton. Im Hintergund der Kontakt zwischen BGB (links) und KVT (rechts).

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Läuft man den Straßenaufschluss ab und nähert sich dem Kontakt aus dem Tonalit heraus, fällt die zunehmende gneisartige Foliation durch Einregelung von Hornblende und Feldspatkristallen und abnehmende Kristallgröße in dem orange verwitterenden Gestein auf. (In der Barberton Sandgrube, nur ca. 1.5 km entfernt, war nur eine schwach ausgeprägte magmatische Einregelung festzustellen). Die Foliation ist parallel zum Kontakt und fällt nach Norden.

Abb. 3.3.2: Kontaktaufschluss mit Blick in die Ebene des Kaap Valley Tonalits (KVT). Graue mafische Talk-Chloritschiefer (links) in Kontakt mit orange verwitterndem Tonalit. Mathias Kovacs (links) untersucht das Gestein, während andere Exkursionsteilnehmer ihre (abzugebenden!) Zeichnungen diskutieren.

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Abb. 3.3.3: Detailaufnahme von mafischem Schiefer in der Kontaktzone. Dünne pegmatoide Quarz- und Feldpatgänge sind in der Foliation verfaltet.

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Der Kontakt ist entlang des Straßenaufschlusses eine ca. 100 m breite duktile Zone, auf dessen dem Greenstone Belt abgewandter Seite feinkristalliner tonalitischen Gneis und auf der dem BGB zugewandten Seite eng foliierte graue Talk-Serpentinit-Chlorit-Schiefer anstehen; er ist durch eine kleine bruchhafte Verwerfung eindeutig definiert. Verbreitete foliationsparallele Quarzbänder zeigen eine moderate Verfältelung (Abb. 3.3.3). Die Talk-Chloritschiefer werden von mehreren apophysenartigen Tonalitgneisgängen von bis zu etwa einem m Mächtigkeit parallel zur Foliation durchsetzt. Mehrere späte Doleritgänge durchschlagen etwa rechtwinklig die geschilderten Kontaktbeziehungen und überprägen sie.

Die Alters- und geometrischen Beziehungen entlang dieses Kontaktes werden als eine tektonische Ausdünnung des ursprünglich kontaktmetamorphen Halos während des Aufstiegs des noch warmen, plastisch deformierbaren Plutons, z.B. innerhalb einer duktilen extensionalen Scherzone krustaler Dimension relativ zum BGB, interpretiert. Der Versatzbetrag ist schwer einzugrenzen, übersteigt aber vermutlich mehrere km und kann eventuell 15 km erreichen.

Altersbestimmungen und regionale Kartierungen legen nahe, dass der Aufstieg des KVT zeitgleich mit der Ablagerung der Moodies-Gruppe geschah.

Abb. 3.4.1: Halde der Fairview-Mine, in denen im heap-leaching Verfahren durch Säure Gold aus dem gemahlenen Erz gelaugt wird.

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Lagerstätten im BGB

Christoph Heubeck

Die Gesteine der Region Barberton zogen ab 1880 die Aufmerksamkeit der Goldsucher auf sich. Der Goldrausch von 1885 entlang des Nordrandes der Bergkette war kurz, aber intensiv, bevor die Goldsucher zu den reicheren und einfacher abzubauenden Vorkommen auf dem Witwatersrand zogen. Er hinterließ eine (von den Barbertonians sorgsam gepflegte) reichhaltige Folklore.

Gold kommt hier fein verteilt in sulfidischen Mineralen (meist Pyrit und Arsenopyrit) sowie sichtbar als gediegenes Gold in und nahe regionalen duktilen Scherzonen des nördlichen BGB vor. Die Mineralisierung ist nur gering lithologisch gebunden, aber assoziiert mit hydrothermaler Überprägung und etwas spröder Deformation, die vor etwa ~ 3.1 Ga eine finale Adjustierung des (bereits 100 Ma früher fertiggestellten) Orogens darstellte.

Wir widmeten dem Bergbau und seiner Geschichte einen Exkursionstag.

Abb. 3.4.2: Schacht der Sheba-Mine, seit 1888 ununterbrochen in Betrieb. Die Goldmineralisation in Sheba ist schwer vorhersagbar, lokal aber astronomisch hoch. Die Abbaukosten sind, im Vergleich zu den Großbetrieben auf dem Witwatersrand, enorm, werden aber mittelfristig durch den hohen durchschnittlichen Goldgehalt des geförderten Erzes wettgemacht.

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Chris Rippon, Chefgeologe von Sheba Mine, erläuterte im historischen Geology Office die Vererzung und die Abbaugeschichte der Mine. Er ließ typische Gesteinsstücke und vererzte Proben von Hand zu Hand gehen. Während eines anschließenden Rundgangs erfuhren wir über die Aufbereitungsmethoden und die Profitabilität der seit 1888 ununterbrochen in Betrieb befindlichen Mine. Dies macht Sheba zum Weltrekordhalter ! Der Goldrausch von 1885 basierte ursprünglich auf der Aufarbeitung des Flussbetts des Kaap Rivers, blieb aber wegen des unangenehmen Klimas und der (damals weit verbreiteten) Malaria eine kleine und saisonale Angelegenheit.  Inzwischen ist alluviale Goldsuche als illegaler, unreglementierter Abbau durch illegale ZamaZamas, meist Ein- oder Zweimann-Betriebe, in fast allen Bachbetten des nördlichen BGB wieder weit verbreitet.

Abb. 3.4.3: Vorher und nacher. Links: Verlassene Gruben im Bachbett des Fig Tree Creek (2016). Rechts: die gleiche Stelle 2014, als Heubeck und Fugmann hier noch Fischottern auf der Suche nach Muscheln begegneten. Die primitiven Methoden zerstören das fluviatile Ökosystem und vernichten die Nutzung des Flußlaufs für langfristigere und allgemeinnützliche Zwecke (Trink- und Waschwasser, Viehtränke). Eine Mobilisierung von Arsen wird vermutet, ist aber nicht nachgewiesen.

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Mehrere Tour Operators in Barberton bieten inzwischen Gold PanningTours an. Auch Heubecks Studenten haben bereits mehrmals am jährlich abgehaltenen Gold Panning Contest teilgenommen, jeweils mit Achtungserfolgen. Auch wir probierten unser Glück ! Thanks, Pieter and Wynand !

Abb. 3.4.4: Goldpanning im Flussbett des Kaap River. Mehrere Tour Operators in Barberton bieten touristische Goldwaschtouren an.

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Abb. 3.4.5: Die Scotia Talc Mine. Hochreiner Talk wird in einer regionalen Scherzone per Hand in einem Kleinbetrieb abgebaut.

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Die Scotia Talc Mine nahe Sheba Siding baut seit 1908 hochreinen Talk aus mehreren Linsen entlang der Lily Scherzone ab, die den BGB nach Norden hin gegen den Nelspruit Batholith begrenzt. Der Talk entstand durch hydrothermale Alteration von Mg-reichem ultrabasischen Vulkaniten der Onverwacht-Gruppe. Die Mine ist klein, wird aber effizient gemanagt. Wir genossen die schwäbische Führung, den angenehm anfühlenden Talk, den Aufenthalt im Schatten und das kühle Wasser aus dem Berg !

Bulembu

Nico Bendel

Bulembu befindet sich am äußersten nordwestlichen Rand des Binnenstaates Swasiland nur etwa 1 km von der südafrikanischen Grenze. Hier wurde in der Havelock-Lagerstätte von 1940 bis 2000 Chrysotil, eine Asbestvarietät, abgebaut. (Ein ähnliche Lagerstätte, Msauli / Umsoli, existiert nur wenige km entlang des Streichens in Südafrika; Büttner, 1983).

Abb. 3.5.1: Bulembu mit einer Serpentinithalde im Vordergrund.

Image: C. Heubeck

Chrysotil  tritt als faserige Aggregate in Gängen auf, welche grobkörnigen, metasomatisch überprägten und durchgehend serpentinisierten Peridotit durchdringen. Dieses ultramafische Gestein bildet einen ca. 10 km langen und 1 km breiten, verwerfungsbegrenzten Komplex, der SW-NE in spitzem Winkel über die südafrikanisch-Swazi Grenze streicht und zur Onverwacht-Gruppe gehört.

Abb. 3.5.2 und Abb. 3.5.3: Der Nieselregen tat unserem Interesse keinen Abbruch. Chrysotiladern durchziehen die wenigen Serpentinitblöcke, die noch auf den Abraumhalden auffindbar sind.

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Abb. 3.5.4: Flieder, Kirschbäume, Magnolien und Hibiskus schmücken die Vorgärten Bulembus.

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Wegen zunehmender Erschöpfung der Lagerstätte und weltweitem Rückgang der Nachfrage ab den 80er Jahren schloss die Mine im Jahr 2001, indem die britischen Eigner sie insolvent erklärten und somit die Verantwortung für die Rekultivierung und Pensionszahlungen an den Staat abgeben konnten (McCulloch, 2005). Die ca. 10000 Einwohner von Bulembu verließen innerhalb weniger Monate die Siedlung, die sich in kürzester Zeit in eine Geisterstadt mit weniger als 50 Einwohnern verwandelte.  Als Hinterlassenschaft des übertägigen Minenbetriebs befinden sich neben zahlreichen Nutz- und Wohngebäuden (manche in einem ausgezeichneten Zustand, andere als Ruinen) drei Serpentinithalden in und in unmittelbarer Umgebung der Siedlung.

Eine christliche Organisation, Bulembu MinistriesExternal link, erwarb Bulembu (nicht die Halden, die sich weiterhin in staatlichem Besitz befinden) und richtete in langjähriger Arbeit ein kommunales Waisenhaus ein. Swaziland hat den weltweit zweithöchste Prozentsatz von HIV-positiver Bevölkerung. Der Staat sieht sich von den stetig steigenden Zahlen von Waisenkindern überfordert.

Im Fokus des Programms steht dabei die Unterbringung und Erziehung der Kinder in separaten Familien, die medizinische Behandlung samt Ernährungsplänen, aber auch die schulische, betriebliche und sogar akademische Ausbildung. Bulembu Ministries finanziert sich zum großen Teil aus Spenden und Zuwendungen des Staates. Zu den eigenen wachsenden Einnahmequellen zählt der Verkauf von Honig, Brennholz, Backwaren, Wasser, Milch sowie der Tourismus.

Die ehemalige Endstation der Lastenseilbahn von Bulembu nach Barberton beherbergt ein Museum zur kolonialen Geschichte von Bulembu, den technischen Aspekten der Seilbahn (konstruiert 1938 von der Leipziger Firma BleichertExternal link), und der Geschichte Swazilands.

Bulembu Ministries versucht, die Abraumhalden nach Möglichkeit, weil ohne externe Finanzierung, selbst zu sanieren, indem sie den Hangwinkel der Halden verringert, die Oberflächenerosion durch Auftrag von Oberboden und Abfallprodukten der nahegelegenen Eukalyptusplantage reduziert und die Halden mit anpassungsfähigen Pionierpflanzen begrünt. Freie Asbestfasern spielen durch den hohen Niederschlag von ca. 1800 mm/a und dem rapide verwitternden Serpentinit keine wahrnehmbare Rolle und sind an den Boden gebunden.

Abb. 3.5.5 und Abb. 3.5.6: Die ehemalige Lastenseilbahn nach Barberton ist noch vollständig erhalten Ein Verwaltungsbüro aus den 50er Jahren mit Originalmaterial.

Image: C. Heubeck

Literatur

Büttner,  W., 1983, Mineralogische, geologische und geochemische Untersuchungen zur Genese der Msauli-Asbest-Lagerstätte, Barberton Greenstone Belt, Südafrika. Universität Köln

McCulloch, J., and Tweedale, G., 2008, Defending the Indefensible. Oxford University Press, Oxford / UK, 333 p.

McCulloch, J., 2005, Dust, Disease and Labour at Havelock Asbestos Mine, Swaziland, Journal of Southern African Studies, 31, 251-266.

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