Transvaal

Allgemeines

Nora Wassermann

Die Ablagerung der Sedimente der Transvaal Supergroup begann im Neoarchaikum (vor etwa 2642 Ma) und endete im Proterozoikum mit der Bushveld-Intrusion (vor etwa 2060 Ma; Zeh et al., 2016). Sie bildet eine mächtige, räumlich weitaushaltende und zeitlich fast 600 Ma umfassende, undeformierte und nichtmetamorphe stratigraphische Decksequenz zum Grundgebirge des Kapvaal-Kratons.

Es ist leicht, diese, fast flachliegende oder gleichmäßige Schichtstufen bildende, vielfach von Savanne oder Steppe bedeckte Gesteinsequenz zu unterschätzen. Ihre Bedeutung wird vielleicht erst klar, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie die weltweit beste (und vielfach einzige) Aufzeichnung des Kollaps der Methanatmosphäre, der dadurch verursachten globalen Eiszeit, den Anstieg des atmosphärischen Sauerstoffs, die Entwicklung karbonatischer Ökosysteme in Schelffabriken und enorme biologische Anpassungen der bakterillen Systeme an diese ökologischen Katastrophen aufzeichnet

Abb. 6.1.1: Aufschlussgebiete der Transvaal Supergroup. Der Vryburg Rise trennt die Vorkommen in Griqualand West von denen des Transvaal Beckens

Picture: modifiziert nach Eriksson und Reczko, 1998

Die 15 km mächtige Sukzession der Transvaal Supergroup (Button, 1986) setzt sich zusammen aus vulkanischen Gesteinen sowie siliziklastischen und chemischen Sedimenten. Sie sind in drei durch Erosion getrennte Becken des Kaapvaal Kratons aufgeschlossen: Im botswanischen Kanye Becken, im Transvaal und im Griqualand-West Becken Südafrikas (Eriksson und Altermann, 1998; Abb. 6.1.1). Die folgende Beschreibung beschränkt sich auf die Geologie und Stratigraphie des Transvaal Beckens, da wir auch im Zuge der Exkursion nur Aufschlüsse dieses Gebietes sahen.

Die Transvaal Supergroup wird stratigraphisch in die basale Black Reef Formation und die überlagernde Chuniespoort und Pretoria Gruppen unterteilt. Die Basis, in der "protobasinale" vulkanosedimentäre Gesteine vorkommen (Abb. 6.1.2), tritt als eigenständige Einheit nur am Rand des Transvaal Beckens auf (Eriksson et al., 2001; Abb. 6.1.3).

Abb. 6.1.2: Schematisches stratigraphisches Profil der Transvaal Supergroup und deren Ablagerungsräume, korreliert mit der vorherrschenden Tektonik

Picture: modifiziert nach Eriksson et al., 2001

Die Black Reef Formation besteht zum Großteil aus fluviatilen, deltaischen und flachmarinen Sandsteinen und wurde zu einer Zeit tektonischer Stabilität und Subsidenz abgelagert (Eriksson et al., 2001). Dies hatte einen relativen Meeresspiegelanstieg und so die Bildung mächtiger karbonatischer Plattformen und gebänderter Eisenerze (BIF) der Chuniespoort Gruppe zur Folge. Diese Phase hielt etwa 30 bis 50 Ma an. Im Zuge einer anschließenden erosiven Periode setzte eine extensive chemische Verwitterung und Verkarstung dieser Gesteine ein (Eriksson und Altermann, 1998)

Nach einer Phase der Hebung und Abtragung entstand ein Becken, das die Sedimente der Pretoria Gruppe aufnahm; sie überlagern deswegen diskordant die chemischen Sedimente der Chuniespoort Gruppe. Die Pretoria Gruppe besteht hauptsächlich aus Tonsteinen und Quarziten (McCarthy und Rubidge, 2005) und zeichnet sich durch zwei Transgressionen aus, wodurch das Ablagerungsmileu zwischen marin und terrestrisch wechselte (Eriksson et al., 2001).

Abb. 6.1.3: Lage der Formationen der Transvaal Supergroup innerhalb des Transvaal Beckens und des intrudierten Bushveld Complexes

Picture: modifiziert nach Eriksson et al., 2001

Abb. 6.2.1: Schematischer Querschnitt durch einen säuligen Stromatolithen, die u.a. die typische Wechsellagerung von Biofilmen und anorganischen Lagen zeigt.

Picture: Jahnert und Collins, 2012

Stromatolithe des Malmani-Dolomits

Nora Wassermann

Karbonatplattformen sind Schelf-Fabriken. Auf ihnen stehen komplexe Ökosysteme von planktonischen und benthischen Cyanobakterien in Wechselwirkung mit der Chemie des Meerwassers (Nährstoffe, CO2-Gehalt), dem Lichtangebot (Trübe, Breitengrad, Wassertiefe) und dem Substrat (hart, schlammig; steil, eben). Weil Cyanobakterien durch oxygene Photosynthese dem Meerwasser CO2 entziehen, um daraus und aus H2O Biomasse aufzubauen (Summenformel H6C12O6), scheidet sich Aragonit oder Kalzit entweder chemisch-primär (selten) oder (weitaus häufiger) biogen vermittelt ab. Im Endeffekt wird das Treibhausgas CO2 der Atmosphäre entzogen und solange als Festkörper gelagert, bis aufgrund der zurückgehenden Temperaturen der Rückfluss von CO2 durch Verwitterung und organischem Zerfall in die Atmosphäre überwiegt. Diese Mechanismen sind die kurz- und langfristigen Thermostaten der Erdoberfläche.

Entlang der R539 von Sudwala Caves in Richtung Sabie bieten Straßenaufschlüsse in Dolomiten der Malmani Subgruppe (Chuniespoort Gruppe) einen ausgezeichneten Einblick in die Ökologie der weltältesten Karbonatplattform.

Sie besteht in weiten Abschnitten aus stromatolithischem Dolomit, der sich als Karbonatplattform in einem Flachmeer vor etwa 2640 Ma bis 2516 Ma auf dem Kapvaal Kraton bildete (Eriksson und Altermann, 1998). Die Malmani Subgruppe erreicht eine Mächtigkeit von 1200 m (Eriksson et al., 2001).

Stromatolithe sind Strukturen, die durch die Stoffwechselaktivität von Mikroorganismen, vor allem Cyanobakterien, gebildet werden. Sie bestehen aus Lagen mikrobieller Matten und ausgefällter Minerale sowie eingefangenen klastischen Sedimenten (NASA Ames Research Center, 2007; Abb. 6.2.1).

Abb. 6.2.2: Rezente Stromatolithe in der Shark Bay, Australien.

Image: https://stromatolitesgl2019.wordpress.com/anatomy/

Die Stromatolithen der Malmani Subgruppe zeichnen sich vor allem durch ihr hohes Alter, welches frühes Leben und Sauerstoffproduktion auf der Erde belegt, und ihre beeindruckende Größe aus. Sie treten als langestreckte Dome mit 1 bis 2 m Relief auf. An der Basis des Aufschlusses sind sie als verlinkte Säulen und als laminierte mikrobielle Matten zu erkennen (Abb. 6.2.3).

Abb. 6.2.3: Aufschlussphotos der stromatolithischen Dolomite entlang der R539. A und B: Verlinkt-säulige Stromatolithe an der Basis, überlagert von Domen. C - E: Details stromatolithischer Laminae.

Image: C. Heubeck

Truswell und Eriksson (1973) entwarfen für die Dolomite der Malmani Subgruppe ein Modell, welches die Entwicklung der unterschiedlichen Stromatolithtypen in einem von Gezeiten beeinflussten Küstenbereich veranschaulicht (Abb. 6.2.4). Große domförmige Stromatolithe sind dem subtidalen Bereich zuzuordnen, deren Relief zur Küste hin abnimmt. Säulige Stromatolithe und laminierte Biomatten bildeten sich in intertidalen bis supratidalen Küstenbereichen.

Abb. 6.2.4: Tidal-subtidales Modell der Paläoumgebung der Malmani Stromatolilthe. Formen sind abhängig von Wassertiefe, Strömung und Wellenenergie.

Image: Eriksson und Altermann, 1998

Geologie im Walter Sisulu Botanical Garden

Florian Achilles, Andreas Jakobi

Der nach Walter Sisulu benannte botanische Garten etwa 28 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Johannesburg, beherbergt neben botanischen Besonderheiten einen geologischen Lehrpfad entlang eines Aufschlusses der untersten Einheit der Witwatersrand Supergroup.

Einige Abschnitte dieser hier etwa 7000 m mächtigen, nordwest-streichenden Sedimentgesteine sind aufgrund ihres Goldgehalts berühmt.

Die Wechsellagerung von Quarziten, Tonsteinen und Siltsteinen wurde vor etwa 2.97 Ga abgelagert und wird stratigraphisch der Hospital Hill Subgroup der West Rand Group (Abb. 6.3.2) zugeordnet, wie uns Prof. Nic Beukes, Professor an der University of Johannesburg, erklärte (Abb. 6.3.1). Er wies dabei insbesondere auf die ins Hangende abnehmende Mächtigkeit der Quarzite, die darauf aufbauende stratigraphische Unterteilung und die wechselnden Ablagerungsmilieus hin.

Abb. 6.3.1: Professor Nic Beukes erklärt uns die sedimentäre und tektonische Entwicklung des Witwatersrand-Beckens.

Image: C. Heubeck

Unmittelbar neben dem beeindruckenden Witpoortjie-Wasserfall führt ein kurzer Wanderweg in etwa 35 m Höhe. Entlang dieses Pfads nahmen wir die Lithologien stratigraphisch auf (Abb. 6.3.2).

Die Basis des Profils, der Orange Grove Quarzit, liegt diskordant auf archaischen, talkreichen Grünstein-Schiefern der Rookeveld-Gruppe. Weder ist die archaische Lithologie in ausreichender Qualität aufgeschlossen noch lässt sich der Kontakt untersuchen.

Der hangende weiß-orang-farbene Quarzarenit ist etwa 12 m mächtig und enthält mindestens drei coarsening upward-Zyklen von Fein- zu Mittelsand. Quarzkörner sind gut sortiert, gut gerundet und quarzitisch zementiert. Die Bänke zeigen low-angle planar crossbedding und Wellenrippel. Der Quarzsand resultierte vermutlich aus der Verwitterung granitischer Gesteine und deren Aufarbeitung in flachmarinen (upper shoreface) Ablagerungsräumen im nördlichen Witwatersrand-Becken.

Anstiege des Meeresspiegels verursachten die (wahrscheinlich auf dem äußeren Schelf abgelagerten) laminierten Bänke aus Ton-/Siltschiefern. Niedrige Meeresspiegel dagegen scheinen für die quarzitischen Ablagerungen verantwortlich zu sein. Ab Profilmeter 36 beginnt die Mächtigkeit der Quarzitbänke abzunehmen. Die hangende Folge wird dem Parktown Shale zugeordnet. Das gesamte Ablagerungsmilieu scheint etwas tiefer marin. Die variierende Sedimentanlieferung verursachte die Wechsellagerung von Tonstein und geringmächtigem Quarzit mit Rippeln, coarsening upwards-Zyklen und vereinzelten foresets. Bei hoher Sedimentanlieferung und / oder sinkendem Meeresspiegel erreichten die sandigen Ablagerungen den mittleren oder äußeren Schelf und überlagern die dort dominierenden Tonsteine.

Zwischen Profilmeter 99 und 103 werden die serizitführenden, metamorphen Tonsteine von Bändereisenerzen (BIF - banded iron formation) unterbrochen. Das sogenannte contorted band markiert die tiefst-marine Ablagerung, zeigt aber noch vereinzelt feinsandigen Eintrag. BIFs sind Ablagerungen photoferrotropher Mikroorganismen, welche im sauerstoffarmen Wasser Eisenoxid in ihre Zellwände einbauten und aus der Oxidation von Fe++ ihren Metabolismus betrieben. Nach deren Tode mitabgelagertes organisches Material reduzierte während der Frühdiagenese den Hämatit zu Magnetit.

Abb. 6.3.3: Stratigraphisches Profil mit Fotografien des Parktown Shales und Orange Grove Quarzites am Witpoortjie-Wasserfall.

Image: C. Heubeck

Literatur

Button, A., 1986. The Transvaal sub-basin of the Transvaal sequence. In: Anhaeusser, C.R., Maske, S. (Eds.), Mineral Deposits in South Africa. Geological Society of South Africa, Johannesburg, pp. 811-817.

Eriksson, P.G., Altermann, W., 1998. An overview of the geology of the Transvaal Supergroup dolomites (South Africa). Environ. Geol. 36, 179-188. doi:10.1007/s002540050334

Eriksson, P.G., Reczko, B.F.F., 1998. Contourites associated with pelagic mudrocks and distal delta-fed turbidites in the Lower Proterozoic Timeball Hill Formation epeiric basin (Transvaal Supergroup), South Africa. Sediment. Geol. 120, 319-335. doi:10.1016/S0037-0738(98)00038-4

Eriksson, P.G., Altermann, W., Catuneanu, O., van der Merwe, R., Bumby, A.J., 2001. Major influences on the evolution of the 2.67 ± 2.1 Ga Transvaal basin , Kaapvaal craton. Sediment. Geol. 142, 205-231. 

Jahnert, R.J., Collins, L.B., 2012. Characteristics, distribution and morphogenesis of subtidal microbial systems in Shark Bay, Australia. Marine Geology. 303, 115-136. doi:10.1016/j.margeo.2012.02.009

Stackebrandt, E., 2008. Nicht jeder Tropfen höhlt den Stein: Stromatolithe aus geomikrobiologischer Sicht. In: Geobiology of Stromatolites International Kalkowsky-Symposium Göttingen, October 4-11, 2008. Universitätsverlag Göttingen 2008.

Truswell, J.F., Eriksson, K.A., 1973. Stromatolitic associations and their palaeoenvironmental significance: a reappraisal of a lower Proterozoic locality from the northern Cape Province, South Africa. Sediment. Geol. 10, 1-23.

Zeh, A., Wilson, A.H., Ovtcharova, M., 2016. Source and age of upper Transvaal Supergroup, South Africa: Age-Hf isotope record of zircons in Magaliesberg quartzite and Dullstroom lava, and implications for Paleoproterozoic (2.5-2.0Ga) continent reconstruction. Precambrian Res. 278, 1-21. doi:10.1016/j.precamres.2016.03.017

https://spacescience.arc.nasa.gov/microbes/about/stromatolites.htmlExternal link

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