Tag 2 - 18.3.2018: Nea Kameni und Thira
2.0: Einführung in den Exkursionstag
Tobias Herting und Oliver Kowalski
Der zweite Tag der Exkursion führte zunächst entlang einer Calderawand von der Stadt Thira zum darunter gelegenen Hafen Katothira (Abb. 2.0). Auf diesem Weg lässt sich die Ablagerungsgeschichte der Insel von der Entstehung bis zur Gegenwart anhand von Aufschlüssen geologisch nachverfolgen. Nach dem Frühstück starteten wir in Thira (36°25'06'' N 25°25'51''). Von dort führte der Weg bei windigem und bewölktem Wetter zum Hafen Katothira hinunter (Abb. 2.0, lila Kasten rechts oben), bevor wir von dort mit dem Schiff nach Nea Kameni (Abb. 2.0, lila Kasten links) übersetzten. Am Nachmittag besuchten wir einen Bimssteinbruch südwestlich von Thira (Abb. 2.0, lila Kasten rechts oben).
2.1: Steilwand auf dem Weg zum Hafen Katothira
Die Steilwand der Caldera (36°25'10'' N 25°25''47'' O, Abb. 2.1.1.1) wird von Sedimentgesteinen dominiert. An der Basis der Wand findet sich ein rötlich geschichtetes Sedimentgestein, darauf folgt ein schwarzes Band (Abb. 2.1.1.2) aus Bimsschlacken mit Glasmatrix, überlagert von einem gräulichen Sedimentgestein ohne Schichtung. Diese werden von einem andesitischen Lavastrom bedeckt.
2.1.2: Lapillistein und Tuffablagerungen
Mäßig sortierte und verfestigte Lapilliablagerungen (Korngröße > 2mm) stehen an der Basis des Aufschlusses (36°25'09'' N 25°25'48'' O; Abb. 2.1.2) an. Im oberen Bereich befinden sich zu Tuff verfestigte Ascheablagerungen (Korngröße < 2mm). Das Material wurde fluviatil oder durch einen low-density surge transportiert. Darauf deutet die wellige, schräg geschichtete Ablagerungsform hin, die durch Horizontaltransport entstand.
2.1.3: Störungszone und stratigraphische Skizze der Calderawand
Verfolgen wir das Auftreten der Ockerbandschicht (Abb. 2.1.1.1 und 2.1.3) entlang der Wand, lässt sich ein störungsbedingter Versatz von ca. 20m feststellen.
2.1.4: Ablagerung eines high-density flows
Durch Fortsetzung des Wegs Richtung Hafen kamen wir zu einem rotem, grobklastigem und unsortiertem Material (36°25'09'' N 25°25'42'' O), welches durch einen Massenfluss hierher transportiert wurde (Abb. 2.1.4). Die Klasten sind wenig gerundet und erreichen Größen von bis zu 2 m.
2.1.5: Verschweißte Schlacken
Das "Schwarze Band" (Stop 2.1.1) ist eine verschweißte Schlacke und besteht aus ellipsoiden Klasten im dm-Bereich und Fremdgestein in einer Matrix aus schwarzem Glas. Es entstand bei hohen Temperaturen (900-1000°C) nahe am Schlot als air-fall tuff. Trotz der anzutreffenden Schlacken wird diese Einheit in der gängigen Stratigraphie Santorinis (Druitt et al. 1998) zum "Mittleren Bimsstein" dazugezählt, obwohl hier Schlacken anzutreffen sind.
2.2: Entstehung von Nea Kameni
Wenig hundert m landeinwärts des Hafens von Nea Kameni (36°24'37.03'' N 25°23'59.08 O) stehen autobrekziierte Blocklavaströme (Abb. 2.2.1) mit Brotkrustenbomben an. Letztere zeigen eine rasch abgekühlte äußere Schicht, waren im Inneren jedoch während des Auswurfs noch heiß und duktil. Sie gehören zu den Auswurfmassen des letzten Ausbruchs im Jahr 1950.
Etwa in der Mitte der Insel befindet sich ein Tephraring (36°24'16'' N 25°23'44'' O, Abb. 2.2.2), an dem an manchen Stellen Schwefelgase austreten, worauf der elementare gelbe Schwefel in Kombination mit weißem Gips (Abb. 2.2.3) hinweist. Ersterer ist das Oxidationsprodukt von Schwefelwasserstoff (H2S) an der Erdoberfläche. Der Schwefelwasserstoff selbst entstammt aus einer Reaktion von Wasser (H2O) mit Pyrit (FeS2). Bei dieser Reaktion entsteht auch Sulfat, der für die Entstehung des Gipses benötigt wird. Daher treten Schwefel und Gips gemeinsam an derselben Lokalität auf.
Die Touristenfähre besuchte auf der Rückfahrt trotz aufgewühlter See und böigem Wind die "heißen Quellen" in einer kleinen, windgeschützten Bucht. Diese werden durch die magmatische Wärme von Nea Kameni gespeist. Einige von uns nutzten die Badegelegenheit.
2.3: Ablagerungen aus kollabierender Eruptionssäule
In einer kleinen Wand neben einem Restaurant am Nordrand des Hafens von Katothira stehen grobe Blöcke in einer feinkörnigen Aschenmatrix an. Diese sind schlotnahe, plinianische Ablagerungen einer kollabierenden Eruptionssäule (Abb. 2.3). Die Asche ist hier also nur "gezwungenermaßen"; eine intakte Eruptionswolke würde Asche weiter vom Schlot abregnen.